Das Zusammenspiel von Verpflichtung, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit ist eine unabdingbare Voraussetzung.

Die Zeit des Redens ist vorbei. Die Zeit zum Handeln ist da – und zwar für alle und gemeinsam: Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, jede/r Einzelne von uns, unabhängig vom Verursacherprinzip.

In unseren Branchen haben wir oft mit systemischen Herausforderungen wie zum Beispiel niedrigen Löhnen, schlechten Arbeitsbedingungen und unsicheren Arbeitsplätzen zu tun. Sie sind die Kehrseite der globalen Arbeitsteilung. Wenn wir hier substanziell etwas verändern möchten, brauchen wir Verbündete und klare gesetzliche Vorgaben. Denn auch wenn einige Unternehmen bereits freiwillig wichtige Schritte unternommen haben, reicht das noch lange nicht aus.
 
Für den dringend notwendigen Fortschritt ist ein Zusammenspiel von Verpflichtung, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit eine unabdingbare Voraussetzung.

Es braucht Regulierungen – und zwar unbedingt auch auf europäischer Ebene!

Wir begrüßen die Verabschiedung des Lieferkettensorgfaltspflichengesetzes (LkSG) durch den Bundestag im Juni 2021 ausdrücklich. Wir sehen große Chancen für die Menschen und Unternehmen in globalen Lieferketten, denn die relevanten Marktteilnehmer*innen sind damit ab 2023 den gleichen Standards für Unternehmensverantwortung unterworfen. Individuelle Belastungen durch die Einhaltung von Unternehmensverantwortung werden nun gleichmäßiger verteilt, gleichzeitig kann der systemische Fortschritt in den Produktionsländern vorangetrieben werden.

Wir blicken erwartungsvoll auf die Diskussionen und Entscheidungen für eine EU-weite Lieferketten-Richtlinie in Kohärenz mit den weiteren Vorhaben unter dem Schirm des europäischen Green Deal. Wir sehen die Chance, dass durch die Verrechtlichung und Standardisierung für alle im EU-Markt tätigen Unternehmen erhebliche Fortschritte für mehr Wirkung in den Lieferketten gehoben werden können und entlastende Synergieeffekte für Unternehmen eintreten. Unsere inhaltlichen Positionen für die Ausgestaltung des deutschen Gesetzes gelten auch für das EU-Richtlinie.

Wir warten nicht auf Gesetze, um uns zu engagieren. Unsere Strategie und unsere Programme sind so aufgebaut, dass wir das tun, was in unserem eigenen Einflussbereich möglich ist. Wenn wir an Grenzen stoßen, suchen wir nach Kooperationen, um weiterzukommen und langfristige Veränderungen zu bewirken.

Internationale Zusammenarbeit für mehr Fairness

Es hat sich gezeigt, dass eine partnerschaftliche, langfristige Zusammenarbeit direkt auf Fabrik- und Farmebene hilft. Die Wirkung von Einzellieferketten-Programmen hat jedoch natürliche Grenzen. Um gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen für die Menschen in den Produktionsländern zu erreichen, arbeiten wir seit vielen Jahren in Deutschland und unseren Einkaufsmärkten mit Politik, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften zusammen. Wir sind Mitbegründer zahlreicher Sektor- und Multi-Stakeholder*innen-Initiativen wie dem Bündnis für nachhaltige Textilien, dem International Accord on Health and Safety und von ACT on Living Wages im Bekleidungssektor oder coffee&climate im Kaffeesektor.

Gesetzliche Regulierungen für mehr Menschenrechte

Seit 2006 befinden wir uns in einer Transformation zu einem sozial und ökologisch nachhaltigen Unternehmen, weil wir davon überzeugt sind, dass unternehmerische Tätigkeit nicht zulasten von Mensch und Umwelt gehen darf. Aber wir sind auch der Meinung, dass Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften keine Option sind, sondern ein Muss. Um global Menschenrechte zu gewährleisten und die Umwelt zu schützen, müssen alle mitmachen. Als wir vor mehr als 14 Jahren anfingen, waren wir überzeugt, dass es ohne Gesetze gehen würde. Heute zeigt uns die Dringlichkeit der Themen, dass es zwingend Verbindlichkeit braucht.